Die Wohnanlage Elisa

Einleitung

„Elisa“ ist ein Backstein-Ensemble aus den Jahren 1929/1930, der Schumacher Zeit. Das Neue Bauen unter Fritz Schumacher war gesellschaftlicher Konsens. Nach allgemeinen Leitlinien varierten die Architekten ihre Bauten in verschiedenster Weise. Das macht die Backsteinarchitektur aus den 20er/30er Jahren so interessant.
Der Architekt Elisas ist vermutlich Ernst Dorendorf. Weitere Bauten Dorendorfs sind in der Hufnertwiete zu bewundern, als auch nicht weit von uns in Horn: Das Tor zu Horn, eine symetrische Backsteinanlage nördlich und südlich der Sievekingsallee. Dessen südlicher Teil soll in den nächsten Jahren abgerissen werden. Fatalerweise wird hier ein weiteres Original der Backsteinarchitektur aus der Schumacher-Ära samt kleinem Park verloren gehen. Nur um einer verdichteten, massiven Blockbebauung Platz zu machen.

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Zur Fassade des Gebäudes:

Unser Wohnblock „Elisa“ repräsentiert als Backsteinbau mit Sprossenfenster das Neue Bauen der Schumacher-Zeit.
„Elisa“ ist an der „Vorderseite“ zum Elisabethgehölz gekennzeichnet durch eine Symmetrie der Gesamtfassade. Charakteristisch sind die Rund-Erker mit den noch originalen Eisengittern der obersten Balkone. Die Rund-Erker sind flankiert von kleinen Balkonen, die beim Wiederaufbau nach dem Krieg hinzugefügt wurden. Angesichts der großen Wohnungsnot wurden damals Wohnungen verkleinert. Die kleinen Balkone sowie die hohen Denken des Altbaus ermöglichten auch in diesen Wohnungen eine hohe Wohnqualität.
Der Wiederaufbau erfolgte unseren Recherchen nach ebenfalls unter Leitung des Architekturbüros Dorendorf. Erneut wurde die Symmetrie der Hauses berücksichtigt.

Das architektonische Element der Rund-Erker kam ursprünglich in dieser Gegend häufig vor, jedoch haben die Zerstörungen des 2. Weltkrieges nur wenige einzelne Erker übrig gelassen. Die einzige komplett erhaltene Fassade ist die Elisas. Sie ist zudem quasi das „Gesicht“ des Parkstreifen „Elisabethgehölz“, dessen Sichtachsen sie weisen. Das Wohngebäude „Elisa“ ist daher von stadtbildprägender Bedeutung.

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Vermutlich einem harmonischen Gesamtbild geschuldet, haben einige kleine Wohnungen sogar zwei Balkone. Die großen Balkone, die die Vorderfassade zu den Nebenstraßen abschließen, sind durch versetzte Steine gestaltet. Dieses Element findet sich bei den als Söller gebauten Balkone der Seitenflügelfassaden wieder. (Söller = bis zum Boden untermauerte Balkone mit Säulen)

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Steinsimse zieren die gesamte Fassade der originalen Gebäudeteile aus den 1928/30er Jahren.
Vorkriegsfotographien zeigen die Vorderseite Elisas ohne die kleinen Balkone. Interessanterweise sind jedoch sie es, die in Kombination mit den Erkern, für uns Bewohner die Fassade so schön und besonders machen!
Dazu gehören die typischen Sprossenfenster. Sie sind nicht mehr original, im Zuge des Sprossenfenster-Förderprogramms wurden sie um das Jahr 2000 erneuert. Wobei anzumerken ist, dass die kleinen Dachbodenfenster vermutlich aus Kostenersparnissgründen nicht ausgetauscht wurden.

Die Seitenflügel Elisas sind während des Krieges teils erhalten, teils zerstört worden. Ein Eindruck von der originalen Seitenflügelfassade bekommt man im Chapeaurougeweg. Die hier als Söller herausrgenen Balkone mit Säulen bilen das Pendant zu den Rund-Erkern des Elisabethgehölzes. Beim Eingang Chapeaurougeweg 16 und Curtiusweg 1 gibt es zudem eine senkrechte Reihe quadratischer Einzelbalkone aus der Wiederaufbauzeit.

Fotokollage Chapweg graus

Auffällig durch den hellroten Stein heben sich die wiederaufgebauten Seitenflügel von den originalen Gebäudeteilen der 1920er Jahre ab. In den 50er Jahren wurden die Fassaden deutlich schlichter gestaltet, Balkone wurden nicht mehr so aufwendig ausgeführt, sondern als Loggien gebaut. Interessant: Im Curtiusweg war von einem Söller nur noch der unterste Balkon erhalten. Beim Wiederaufbau wurde die trapezartige Balkonform übernommen, jedoch nur in schlichter Fassadenausführung.

P1220544Am Elisabethgehölz / Curtiusweg (erhaltener u. wiederaufgebauter Gebäudeteil)

Kollage chap und curt1

Typisch für die Zeit des Wiederaufbau, bekam Elisa am Curtiusweg einen kleinen Eckladen, von denen es entlang der Straßen noch weitere gibt. Der Laden ist heute in eine Wohnung integriert.

Auch die Innenhoffassade des südlichen, original erhaltenen Gebäudeteil Elisas ist eine durch Versetzungen und Simse gestaltete Fassade. Auch sie besitzt eine Symmetrie. So hat das mittlere Haus der Vorderseite Elisas hier größere, gemauerte Balkone. Die Wohnungen der anderen Eingänge wie die der Seitenflügel besitzen kleine, halbrunde mit Metallgeländern versehene Balkone.
Bei den 50er Jahre Gebäudeteilen finden sich wieder Loggien.

innenhofwebHinterhof 5 Blick aus Südteil Elisabethgehölz nach Norden zu Kopfbauten auf Curtiusteil rechts und links Kopfbau Chapeaurouge

Nicht zuletzt ist das Gebäude von einem für die Backsteinviertel typischen kleinen Backsteinmäuerchen umgeben.
Viele der Stilelemente unseres Wohnblockes findet man in den Quartieren Hamburgs wieder, jedoch nicht in dieser Kombination. So ist „Elisa“ etwas Besonderes!

 

Die Innenausstattung des Hauses:
Unsere Wohnungen haben höherer Zimmerdecken (an die 2,70 m), was auch die kleineren Wohnungen großzügig erscheinen läßt. Es gibt Wohnungen verschiedenster Größen und Grundrisse. In der Regel haben wir große Wohnküchen. Einige Wohnungen haben sowohl nach vorn als auch zum Innenhof Fenster, andere nur zur Straßenseite hin. Aufgrund der großen Sprossenfenster sind die Räume hell. Ganz nach dem Prinzip Luft und Licht des Neuen Bauens.
Glücklich kann sich schätzen, wer bei dem Einsatz der neuen doppelverglasten Holzfenster eine der alten, fein mit abgerundeten Kanten und Absätzen gearbeiteten Fensterbänke retten konnte. Sie machen einen besonderen Charme aus. Zu den liebgewonnenen Kleinigkeiten gehört ebenfalls die Speisekammer in der Küche und die fein gearbeiteten Fußleisten.

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Ursprünglich sind die Wohnungen mit Ofenheizung ausgestattet. So werden sie auch vermietet.
Eine Modernisierung erfolgte nie, eine Instandhaltung wurde über Jahrzehnte unterlassen. Viele Mieter haben sich jedoch selbst mit finanziellem Einsatz Bäder und Küchen erneuert, und Heizungssysteme eingebaut (Gasheizungen, Radiatoren, Nachtspeicher). Und im Glauben an den genossenschaftlichen Gedanken so den Wohnstandart gehoben.
Anmerkung: Hätte man diese Systeme (inkl. Wartung) beim Einzug nicht übernehmen wollen, hätte die Genossenschaft die alten Kohleöfen wieder angeschlossen. Jahrelang standen die alten Hamburger Öfen in den Kellern, obwohl sie aufgrund ihres guten Heizvermögens besser eigneten als man „Dänischer Zierofen“. Inzwischen sind sie von der vhw aufgrund des Leerstands entsorgt worden.
Anschließend behauptete die vhw, man könne die Wohnungen nicht zwischenvermieten, weil Heizkörper fehlten. Mit dem Auszug hatten viele Genossen ihr Heizelemente-Eigentum mitgenommen…
In einigen Wohnungen sind die gemauerten Küchenöfen (Küchenhexen) und der geflieste Boden aus kleinen quadratischen braunen und hellen Fliesen davor noch vorhanden. Dies ist ein kleiner, ganz eigener Luxus! Wer den Charme eines echten Ofenfeuers und dessen wohlige Wärme sinnlich erlebt hat, weiß, was gemeint ist!
Eine Bewertung von Holz- bzw. Kohleöfen sollte man erst nach genauer Kenntnis und eigener Erfahrung abgeben. Ihr Vorhandensein lässt keinesfalls auf einen „minderwertigen“ Wohnstandartd schließen. Es ist eben eine anderes Wohn- und Wärmegefühl, das von manchen Urlauber in den Bergen hochgeschätzt wird und sicher nicht als „nicht zeitgemäß“ betitelt würde.

Fotokollage Treppenhaus kl

Die Treppenhäuser haben die gedrechselte Holzgeländer, wie sie in den umliegenden Häusern ebenfalls zu finden sind. Ursprünglich waren die Fenster zum Hof undurchsichtig. Mit den neuen Fenstern (hier ohne Sprossen) kam auch der Durchblick auf den schönen Innenhof. Leider wurden die Treppenhäuser von der Genossenschaft vor einigen Jahren „überarbeitet“ und die ursprüngliche, bis 1,50 m hohe gespachtelte und lackierte Schutzschicht der Wand entfernt.

Zur gemeinschaftlichen Nutzung gibt es Trockenböden, die im Sommer ein schnelles Trocknen der Wäsche garantieren.

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Einige der alten Gemeinschaftswaschküchen sind noch vorhanden, die sich bestens als Minimuseum für die Historie des Hauses eignen würden.